Folge 38: Diese Woche haben wir – rund um den Welt-Polio-Tag am 28. Oktober – bei einem Betroffenen erfragt, man mit einer Polioerkrankung leben kann.
Bei uns gehts heute um eine medizinische Erfolgsgeschichte. In den 50er- oder 60er-Jahren haben sich Menschen auf der ganzen Welt Sorgen machen müssen, an Polio, also Kinderlähmung zu erkranken. Dann hat die Weltgesundheitsorganisation Ende der Achtzigerjahre eine Impf-Offensive gestartet und die Fälle sind ganz stark zurückgegangen. Aber – in den letzten Monaten hat sich die Lage verändert: New York hat zum Beispiel den Katastrophenfall ausgerufen, weil sich gezeigt hat, dass Polio wieder in der Bevölkerung kursiert. Auch in Großbritannien und Israel ist der Virus aufgetaucht. Aber warum?
Ein Grund ist, dass zu viele Leute denken: „Ach, dagegen muss ich mich oder meine Kinder nicht impfen lassen. Immerhin gibt’s nur mehr so wenige Fälle.” Das ist aber ein Trugschluss, denn jeder Prozent weniger bei der Impfquote erhöht die Gefahr, dass die Polioviren doch wieder zu zirkulieren beginnen.
1953: Hochblüte der Polio in Europa
Einer der Betroffenen aus dieser Zeit: der sechsjährige Herbert Winter. Die Nervenkrankheit, die von grippeähnlichen Symptomen über Lähmungen bishin zum Tod führen kann, trifft auch den damals sechsjährigen Herbert.
„Das war dann der Anlass, dass ich sofort ins nächstgrößere Krankenhaus gebracht wurde, dort dann abert nicht aufgenommen wurde sondern sofort nach Graz in die Landesnervenanstalt mit beginnender Atemlähmung gebracht wurde”, erzählt Winter. Durch die schnelle Reaktion der Familie überlebt der junge Schüler die Krankheit und kann nach einem halben Jahr wieder aus dem Krankenhaus nach Hause. Hilfe bei der weiteren Regeneration gibt es damals allerdings keine.
Leben mit dem „Post Polio Syndrom”
Herbert Winter führt nach der Genesung ein mehr oder weniger beschwerdefreies Leben, bis er mit 50 Jahren beginnt, immer wieder zu stürzen. „Also ich hab da schon einige Neurologen abgeklappert hab aber nirgendwo Antworten bekommen, also warum treten diese Stürze auf, gibt es da eine Regelmäßigkeit, eine Gesetzmäßigkeit in der Art , ich hab keine Antwort bekommen.” Nach einiger Zeit wird bei ihm das „Post Polio Syndrom” diagnostiziert. Auch unter Medizinern ist die Spätfolge der Kinderlähmung unbekannt, bis erste Forschungsergebnisse aus den Vereinigten Staaten in Europa veröffentlicht werden.
Um seine neuen Symptome zu lindern, geht der Pensionist wöchentlich zur Physiotherapie. Durch den Umbau seines Autos, einen Treppenlift sowie einen Rollator kann er seinen Alltag quasi selbstständig bestreiten. Und das tut nicht nur physisch sondern auch psychisch gut. „Dieser positive psychologische Effekt ist da ganz sicher ein wesentlicher, dass man einfach was machen kann, natürlich muss man realistischerweise sagen, dass uns Grenzen gesetzt sind, allerdings die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten, das ist für uns die oberste Priorität”, so die Physiotherapeutin Regina Kotek Ruthner.
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