Weshalb ist die Lunge von Frauen besonders gefährdet?

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Der Gender Health Gap beweist das große Bevorteilen von Männern, wenn es um medizinische Forschung und Versorgung geht. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass die Lungengesundheit von Frauen oft stärker gefährdet ist und somit mehr Aufmerksamkeit benötigt.

Das Körpergewicht kann das Risiko für Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma bei Frauen erhöhen. Auch das Aktiv- und Passivrauchen hat nicht nur einen immensen negativen Impact auf die Lungengesundheit, sondern auch auf das Brustkrebsrisiko bei Frauen. Diese Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung kommen merklich spät – doch wieso eigentlich?

Der Gender Health Gap

Ein 2024 publizierter Bericht des Weltwirtschaftsforums zeigt, dass Frauen um 25 Prozent mehr Lebensjahre in schlechter Gesundheit verbringen als Männer. Es ist also unbestritten: Der Gender Health Gap, sprich die Geschlechterungleichheit in medizinscher Forschung und Versorgung, bleibt hoch. Alexandra Kautzky-Willer, Gendermedizinerin an der Medizinischen Universität Wien, warnte anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2024 vor einer weiteren Verschärfung dieser Kluft in der Medizin durch den zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz, sollte kein rasches Umdenken stattfinden: Denn wenn künstliche Intelligenz aus bestehenden – also überwiegend männlichen – Daten lernt, rückt die gesundheitliche Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern in weite Ferne. Umso relevanter ist es also, auch das Wissen über die Lungengesundheit der Frau zu fördern und zu stärken.

COPD- und Asthma-Risiko bei Frauen

Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass Frauen eine stärkere Beeinträchtigung der Lungenfunktion und ein höheres COPD-Risiko als Männer aufweisen, und zwar sogar dann, wenn sie seltener rauchen. Unter Rauchenden erleiden Raucherinnen im Vergleich zu Rauchern einen rascheren Rückgang der Lungenfunktion im Alter zwischen 45 und 50 Jahren und müssen häufiger einen asthmabedingten Krankenhausaufenthalt in Anspruch nehmen. Es wird vermutet, dass weibliche Hormone zu einem höheren Auftreten von Asthma bei Frauen beitragen, wie die North American Menopause Society (NAMS) erklärt. Darüber hinaus kamen die Forschenden zur Erkenntnis, dass Adipositas das Risiko für obstruktive Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD beeinflusst und zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion führen kann. Die Häufigkeit einer COPD sei bei übergewichtigen Menschen deutlich höher. Des Weiteren seien übergewichtige Frauen häufiger von Asthma betroffen als übergewichtige Männer.

Jedoch kamen Forschende in einer südkoreanischen Kohortenstudie aus dem Jahr 2022 zu dem Schluss, dass ein hoher BMI und ein hoher Bauchumfang unabhängig vom Menopausestatus das Risiko für COPD und Asthma deutlich erhöhten: Je höher der BMI und der Bauchumfang, desto größer das Risiko. Auch Untergewicht wurde als Risikofaktor für COPD bei postmenopausalen Frauen identifiziert, was laut den Forschenden darauf hindeutet, dass die Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichtes der Schlüssel zur Vorbeugung von COPD und Asthma bei Frauen ist.

Die Folgen des Rauchens und Passivrauchens bei Frauen

Frauen sind gegenüber den Auswirkungen des Rauchens empfindlicher als Männer; so entwickeln sie infolgedessen häufiger eine COPD. Darüber hinaus weisen rauchende Frauen ein erhöhtes Risiko auf, aufgrund von COPD im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, wie der Verband Pneumologischer Kliniken berichtet. Wie das Öffentliche Gesundheitsportal Österreich bestätigt, fällt die Wirkung des Passivrauchens ähnlich schädlich aus wie die des Aktivrauchens. Während bereits kurzzeitiges Passivrauchen Augenbrennen und eine Reizung der Atemwege hervorruft, schädigt längeres Passivrauchen die Lunge sowie unser Herz-Kreislauf-System nachhaltig.

Dadurch steigt das Lungenkrebsrisiko rasant an. Was allerdings weniger bekannt ist: Längeres Passivrauchen erhöht das Brustkrebsrisiko bei Frauen, die sich noch nicht in der Menopause befinden. Darüber hinaus lässt es die Wahrscheinlichkeit einer koronaren Herzkrankheit, eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls steigen.

Es braucht ein Umdenken

Doch was braucht es nun, um den Gender Health Gap zu schließen? Die Gendermedizinerin Kautzky-Willer fordert mehr Investitionen in frauenspezifische Forschung, die Sammlung und Analyse geschlechtsspezifischer Daten sowie die Verbesserung des Zugangs zu geschlechtsspezifischer Versorgung. Diese Maßnahmen könnten unter anderem auch maßgeblich zur Verbesserung der Lungengesundheit bei Frauen beitragen.

Weiterführende Informationen darüber, wie ihr dazu beitragen könnt, eure Lungengesundheit zu erhalten, findet ihr hier: 

stiftung-gesundheitswissen.de

www.lungenunion.at

www.ogp.at

www.gesundheitsverbund.at

www.karl-landsteiner.at

 

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