Die Erforschung des Darms hat in den letzten Jahren neue Erkenntnisse gebracht: Die individuelle Zusammensetzung der Darmflora hat entscheidenden Einfluss auf die körperliche, aber auch auf die psychische Gesundheit.
„Wenn man bedenkt, dass 95 Prozent des Serotonins, also des natürlichen Antidepressivums, im Darm gebildet werden und Serotonin zu Melatonin, dem Schlafhormon, wird, muss ich alle Faktoren begutachten, bevor ich eine Ernährungsberatung mache“, erläutert Dr. Heinz Gyaky, Allgemeinmediziner, Kurarzt und Ernährungspsychologe.
Der Umgang mit „Darmgiften“ sagt über den jeweiligen Menschen und den Zustand seines Darms und seiner Psyche viel aus. Denn auch schwierige Situationen oder Probleme müssen, wie man so schön sagt, erst einmal verdaut werden – und das nicht nur sprichwörtlich. Heinz Gyaky erfragt daher im Gespräch, in welcher Menge und Häufigkeit Zucker, Kaffee, Tee oder Alkohol konsumiert werden. Stress, Heißhungerattacken, Depressionen, Übergewicht oder Ängstlichkeit, Traurigkeit und Antriebswille fließen gleichfalls in die Anamnese mit ein.
„Die Nebenniere ist das Organ, das Stress verarbeitet sowie Energie zur Verfügung stellt – und somit auch der Antriebspunkt für Kaffeekonsum. Benötigt ein Mensch fünf Kaffees oder zwei Energydrinks täglich, um über den Tag zu kommen, dann braucht er diese Stimulation, um die Nebenniere anzuregen“, so Heinz Gyaky. Daher ist es wichtig, immer alle Bereiche zu durchleuchten. „Erst wenn ich die psychische und die neurologische Ebene sowie die Nebenniere abgeklärt habe, weiß ich, ob der Mensch einen kranken oder gesunden Darm hat.“
Zudem werden noch Befunde wie Cholesterinwerte, (Über-)Gewicht sowie eventuell vorliegende Erkrankungen wie Fettstoffwechselstörungen oder Fettleber berücksichtigt. Dabei musste Heinz Gyaky eine zunehmende Tendenz in Österreich beobachten. „Die Fettleber ist die Krankheit, die uns momentan am meisten zu schaffen macht. Es gibt keine Krankheit, die schneller wächst und mehr Probleme macht – aus der Fettleber resultiert immer Diabetes“, so Heinz Gyaky. Die Gründe dafür sieht er in der heutigen „Western Diet“ – zu viel Zucker, Kaffee, Alkohol, Kohlenhydrate und Stress.
Quelle: Kongress für Allgemeinmedizin, Graz 2019