E-Zigaretten: Chance oder unterschätzte Gefahr?

yta / stock.adobe.com
E-Zigaretten liegen stark im Trend und werden häufig als Entwöhnung von herkömmlichen Tabakzigaretten propagiert. Weshalb sind sie trotzdem gesundheitsschädlich, und wer ist besonders gefährdet, süchtig zu werden?

Während die Suchtprävention unter „Entwöhnung“ die Freiheit von Sucht versteht, wird der Begriff in der öffentlichen Diskussion häufig inflationär gebraucht. Wer etwa von der herkömmlichen Tabakzigarette auf E-Zigarette wechselt, ist nach wie vor Raucher:in. E-Zigaretten simulieren das Rauchen mit technischen Mitteln – allerdings ohne dabei Tabak zu verbrennen. Jedoch kommt nach wie vor häufig Nikotin zum Einsatz, das gemeinsam mit Aromen in Flüssigform erhitzt und schließlich inhaliert wird. Doch macht das die E-Zigaretten weniger schädlich?

Wie schädlich sind E-Zigaretten wirklich?

Zwar gelten E-Zigaretten im Vergleich zu Tabakzigaretten als weniger schädlich, da sie keine kanzerogenen Verbrennungsprodukte enthalten, die bei Tabakzigaretten in der Glut entstehen. Dies macht sie allerdings noch lange nicht harmlos, wie das Deutsche Ärzteblatt bestätigt, denn sie enthalten nachweislich Carbonylverbindungen wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein und Diacetyl oder auch Metalle wie Chrom, Nickel und Blei, die als kanzerogen eingestuft werden. Eine in Südkorea durchgeführte landesweite Kohortenstudie kam zum Ergebnis, dass Exraucher:innen, die auf E-Zigaretten wechselten, häufiger an Lungenkrebs erkrankten als jene, die eine komplette Abstinenz erreichten.

Der „dual use“

Darüber hinaus greifen die meisten Menschen, die E-Zigaretten konsumieren, weiterhin auch zur Tabakzigarette. Allein in Österreich trifft das auf mehr als zwei Drittel jener zu, die E-Zigaretten rauchen, wie die Fachstelle für Suchtprävention (VIVID) berichtet. Dieses Phänomen nennt man auch „dual use“. Die E-Zigarette kann also nicht als mehrheitlich erfolgreiches Entwöhnungsmittel am Weg zum vollkommenen Rauchstopp begriffen werden.

Tabak-Zigarette nach wie vor beliebter

Datenerhebungen machen deutlich, dass die meisten Konsument:innen nach einer Periode des „dual use“ wieder ausschließlich zur gewöhnlichen Tabakzigarette greifen. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass junge Männer den größten Anteil der E-Zigaretten-Konsument:innen darstellen. Das machen bereits Untersuchungen im Zuge der internationalen HBSC-Studie deutlich, die Daten von Schüler:innen ab dem Alter von 15 Jahren erhebt. Dieser Geschlechtsunterschied bleibt auch im fortschreitenden Alter bestehen. So gaben im Rahmen der Gesundheitsbefragung der Statistik Austria 2019 Männer beinahe doppelt so häufig an, E-Zigarette zu rauchen, wie Frauen.

Weshalb stellt die E-Zigarette keine harmlose Alternative dar?

Ein wissenschaftlicher Review kam zum Ergebnis, dass im Vergleich zu pharmazeutischer Nikotinersatztherapie beinahe neunmal so viele Menschen mit der E-Zigarette abhängig bleiben. Obwohl E-Zigaretten keinen Tabak ausstoßen, belasten auch sie die Umgebungsluft.

Partikel, Nikotin und andere Substanzen – unter ihnen auch kanzerogene – gelangen in die Raumluft. Zwar wird aktuell angenommen, dass die Belastung durch E-Zigaretten deutlich geringer ausfällt, allerdings ist sie trotzdem vorhanden und bedenklich. Ihre langfristigen Folgen sind der Forschung noch unbekannt.

Außerdem legen die Daten aus Südkorea erstmals einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Lungenkrebs-Risiko und einer durch viele Raucherjahre vorgeschädigten Lunge nahe. Sollten weitere Studien diese Annahme bestätigen, wird wohl ein Umdenken weg von E-Zigaretten als populärer Alternative zum herkömmlichen Tabakkonsum die Folge sein.

Weiterführende Informationen darüber, wie ihr dazu beitragen könnt, eure Lungengesundheit zu erhalten, findet ihr hier: 

www.lungenunion.at

www.ogp.at

www.gesundheitsverbund.at

www.karl-landsteiner.at

www.dontsmoke.at

www.netzwerk-bgf.at

www.rauchfrei.at

Letzte Artikel

Sehen Sie sich doch auch einen unserer anderen Artikel an.

SewcreamStudio / stock.adobe.com

Weshalb ist die Lunge von Frauen besonders gefährdet?

Der Gender Health Gap beweist das große Bevorteilen von Männern, wenn es um medizinische Forschung und Versorgung geht. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass die Lungengesundheit von Frauen oft stärker gefährdet ist und somit mehr Aufmerksamkeit benötigt.