Viele persönliche Motive und Unsicherheiten spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine COVID-19-Impfung eine Rolle. Berliner Forschende erhoben nun im Zuge eines wissenschaftlichen Projekts, dass die Herkunft der angebotenen Impfstoffe einen hohen Einfluss auf die Impfwilligkeit hat.
Im Rahmen des Forschungsprojekts nahmen 300 Teilnehmende aus Deutschland teil, die eine Impfung nicht prinzipiell ablehnen. Sie sollten dabei beurteilen, ob ihre Impfwilligkeit mit den verschiedenen Vakzinen aus dem momentan international verfügbaren Angebot jeweils eher zu- oder abnehmen würde. Dabei wurden die Proband:innen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen geteilt: Die Versuchsgruppe erhielt zu den vorgelegten Impfstoffen zusätzlich einen Hinweis über deren nationale Herkunft (also z.B.: Deutschland für BioNTech Pfizer). Der Kontrollgruppe wurde diese Information dagegen nicht dargeboten.
Je fremder, desto weniger Vertrauen
Aus den tatsächlich festgestellten Abweichungen der Ergebnisse zwischen den Gruppen kann abgeleitet werden, dass Impfstoffe aus Ländern mit einer größeren sozio-kulturellen Nähe (also aus Europa oder den USA) die Impfbereitschaft eher erhöhen als solche aus Ländern, die als fremder wahrgenommen werden (also Russland oder China). Der im Produktmarketing bereits länger bekannte, sogenannte Country of Origin-Effekt, dem zufolge es aber offenbar vergleichbare Phänomene in der Wahrnehmung medizinischer Präparate gibt, wurde in diesem Zusammenhang bisher kaum untersucht.
Prof. Dr. Eric Jensen, international renommierter Sozialwissenschaftler und Teilprojektleiter, bestätigt: “Diese Untersuchung zeigt, wie wichtig die verborgenen Faktoren sind, die die Entscheidung der Menschen in Bezug auf die COVID-19-Impfungen beeinflussen. Für die meisten Menschen handelt es sich dabei nicht um wissenschaftliches Kalkül.“ Univ. Prof. Dr. Meike Watzlawik, Projektkoordinatorin und Leiterin der Abteilung für Psychologie an der SFU Berlin, betont: “Es ist wichtig, die Ängste und Bedenken der Menschen in Bezug auf das Impfen besser zu verstehen, um zielgruppengerechtere Informationen bereitstellen zu können. Diese Studie liefert wertvolle Informationen, um Gesundheitsdienstleister:innen dabei zu unterstützen, ihre Kommunikationsstrategien anzupassen.”