Dr. med. Christian Tatschl sprach im 2. Teil des Interviews mit Univ.-Doz. Dr. Alexander Zoufaly, Präsident der Österreichischen AIDS-Gesellschaft, über die Realität des ungeschützten Geschlechtsverkehrs, mögliche Vor- bzw. Nachsorge und auch über die nach wie vor bestehende Stigmatisierung.
In der Realität kommt es auch in Risikogruppen zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Dafür steht als Vorsorgemaßnahme eine medikamentöse Vorbehandlung zur Verfügung (Präexpositionsprophylaxe, PrEP). Dieses „chemische Kondom“ schützt jedoch nur gegen die Infektion mit HIV, nicht aber gegen andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie Tripper, Syphilis oder Hepatitis.
Wenn andererseits ein geschlechtlicher Risikokontakt bereits stattgefunden hat, gibt es auch die Möglichkeit einer vorbeugenden Therapie innerhalb von 48 Stunden, mit der die Infektion des Körpers mit dem HI-Virus verhindert werden kann (Postexpositionsprophylaxe, PEP).
Leider werden Betroffene, die an einer HIV-Infektion leiden, immer noch diskriminiert. Diese Stigmatisierung erfolgt sogar durch Angehörige der Gesundheitsberufe.
Grundsätzlich stehen alle Werkzeuge zur Verfügung, die HIV-Epidemie in den Griff zu bekommen. Es mangelt derzeit jedoch an niederschwelligen Möglichkeiten für eine konsequente Umsetzung der vorhandenen Strategien.