Rundumservice für Menschen der Generation 50+

Wie bei einem Fahrzeug nutzen sich auch gewisse Teile des menschlichen Körpers mit der Zeit ab. Allerdings wird in das geliebte Auto oft mehr Zeit und Geld investiert als in den eigenen Körper. Wer jedoch im Leben bis ins hohe Alter „gut fahren” und mobil bleiben will, braucht selbst ein regelmäßiges Service.

„Wirbelsäule, Muskeln, Sehnen und Gelenke haben um die Mitte des Lebens gefühlte 50.000 Kilometer auf dem Buckel“, vergleicht Dr. Martin Pinsger, MSc, Leiter des Schmerzkompetenzzentrums in Bad Vöslau die körperlichen Arbeitsleistungen im Laufe eines Menschenlebens. „Dementsprechend treten auch degenerative Veränderungen mit der Zeit auf. Viele Menschen sind gerne bereit, für das geliebte Auto viel Geld auszugeben. Geht es jedoch um Gesundheit und eigenes Wohlbefinden, so wird gespart. Aber auch der Mensch braucht beizeiten ein Servicehandbuch 50+“.

Dass dabei auch Erwartungshaltungen korrigiert werden müssen, liegt buchstäblich auf der Hand. Denn gewisse Abstriche und Einschränkungen wie etwa der berühmte Tennisellbogen oder Kreuzschmerzen liegen in diesem Alter schon häufig vor. Daher ist eine gesunde geistige Einstellung und Akzeptanz der Situation mit 50 oft erstmals wichtig. Dazu gehören Ratschläge und Hilfe in gesundheitlichen Fragen anzunehmen und sich den neuen Themen zu stellen. Martin Pinsger weiß: „Versöhnung mit sich selbst, das Weglassen von hochgestochenen Plänen, nicht mehr mit dem Schicksal zu hadern – all das bringt Wohlbefinden zurück.“ Ähnlich der technischen Überprüfung beim Auto teilt der Experte den Gesundheitscheck 50+ in fünf wichtige Bereiche.

Chassis = Knochen

Jede dritte Frau, jeder fünfte Mann erleidet Osteoporose. Kommen Patienten erst mit 50plus zur Behandlung, wird an diesem Punkt erstmals nachgeschaut. Denn wenn Knochen erstmal spontan brechen, ist es bereits schwierig, effektiv einzugreifen. Schmerz kann beispielsweise Ausdruck eines Vitamin-D-Mangels oder eines Knochenmangels sein. Vor allem bei bekannten Risikofaktoren, da gehören auch sitzende Tätigkeiten dazu, ist eine Knochendichte-Bestimmung sinnvoll. Martin Pinsger: „Dazu wird der Vitamin-D-Spiegel bestimmt, und es kann mit einfachen Mitteln einer sonst unvermeidlichen Osteoporose entgegengearbeitet werden.“

In Österreich gehen viele Menschen in Pension – mit der Erwartung, dann noch 25 Jahre ein aktives, selbstbestimmtes Leben führen zu können. „Die Qualität dieser 25 Jahre wird jedoch zum Großteil davon geprägt sein, wie wir unser Leben mit 50 gestalten“, so Martin Pinsger. Mit eingebrochenen Wirbeln und komprimierten Nervenkanälen befindet sich ein Patient schnell in einer Pflegestufe 3 und darüber. Wichtig sei daher, ausreichend Vitamin D zuzuführen. Zu Beginn der Therapie wird ein Upload mit der vierfachen Dosierung über mehrere Wochen ausgeführt, danach erfolgt die Erhaltung. Auf Calcium und Magnesium ist zu achten, hochwertige Öle, Zwiebel und Knoblauch ergänzen die Sache. „Und wir sollten wieder mehr hüpfen oder tanzen. Hüpfen ist nachgewiesen gut für den Knochen. Es löst einen Piezoeffekt am Knochen aus, der die Knochenzellen stärkt“, rät Martin Pinsger.

Öl + Treibstoff = Ernährung

In Sachen Ernährung wird das Übermaß in den Industrieländern zur Falle. Zudem wird immer weniger Zeit für die Zubereitung von Nahrung aufgewendet, andererseits wird mehr Fastfood zugeführt. Vielen Menschen ist die Qualität der Produkte nicht so wichtig. Epigenetik ist zwar noch eine „Blackbox“, aber es gibt deutliche Hinweise. So führt die übertriebene Zufuhr von Zucker zu vermehrter Insulinausschüttung; diese wiederum zur Produktion von Insulin-Growth-Factor und dieser zur Ausschüttung von Inflammosomen. Dadurch entstehen Entzündungen im alternden Körper. Martin Pinsger: „Ketogene Phasen in der Ernährung durch Fasten, Sport oder Diät können eine positive Wirkung auf unsere Entzündungsbereitschaft im Körper haben.“ Daher hängt die Ernährung ganz entschieden mit unserer Lebensqualität und Gesundheit im höheren Alter zusammen.

Motor + Getriebe = Muskeln, Bänder + Sehnen

Motor und Getriebe sind ein kritischer Bereich. Nur regelmäßiges Training kann hier langfristig Erfolg bringen. „Ohne Bewegung geht gar nichts! Bandscheiben, Knorpel, Bänder und Sehnen haben keine direkten Gefäße. Fehlt die Bewegung, dann erfolgt auch keine Ernährung“, warnt Martin Pinsger. Das bedeutet vorzeitige Arthrosen, Sehnennekrosen, Osteochondrosen. Bewegung ist für diese Strukturen unersetzlich, auch Elektrostimulationsanzüge zum Muskeltraining bringen da keine Abhilfe! Viereinhalb bis sechs Stunden lockere Bewegung wöchentlich sind dazu nötig. Darunter ist es schwierig bis unmöglich, fit zu bleiben. Haben Patienten schon längere Zeit ihren Körper nicht gefordert, so ist auf einen sachten und gezielten Trainingsaufbau zu achten: Zuerst Physiotherapie und dann später Yoga oder Tai Chi, aber auch sportwissenschaftliche Beratung und Übung sind wichtig. Martin Pinsger: „Wir müssen unsere Mitmenschen ganz bewusst zur Bewegung auffordern. Nur so können wir von dem ausgeklügelten System der Endorphine und Endocannabinoide profitieren. Sie werden nämlich beim Runners–High ausgeschüttet und geben uns über viele Stunden ein gutes, schmerzarmes und relaxtes Gefühl.“

Bordcomputer = Neurobiologie

Martin Pinsger: „Ohne unsere Gedanken, Emotionen oder ZNS geht gar nichts. Das wissen wir auch vom Autofahren. Auch der Körper stellt manchmal seinen Dienst ein, wenn kein regelmäßiges Update gemacht wird. Ältere Menschen benötigen auch in Sachen ZNS Phasen des Services. Oft fehlt aber die Zeit für diese gedankliche und emotionale Wartung. Viele Menschen funktionieren einfach und denken sich: In der Pension kann ich dann alles nachholen. „Falsch gedacht“, warnt der Experte: „Jetzt muss gelebt, gespielt, gelacht werden. Grundlage für unser Wohlbefinden ist ein wohlwollendes, wärmendes Miteinander. Mit zunehmendem Alter sollte jeder Mensch versuchen, ganz regelmäßig für sich mehr Zeit und Ruhe zu finden: Statt Zielorientiertheit Tagtraum. Gerade diese Zeiten des scheinbaren Nichtstuns sind für das Nervensystem ein großes Geschenk.”

Fahrertraining = Rituale

Nach Vorlage aller Befunde und Mängel kann nun indivudell und ganz gezielt sowie strategisch vorgegangen und trainiert werden.

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