Erwachsene mit Typ-2-Diabetes haben ein besonders hohes Risiko, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Herzinfarkte oder Schlaganfälle gehören zu den häufigsten und am meisten gefürchteten Komplikationen der Zuckerkrankheit. Durch eine Gewichtsreduktion kann es gelingen, wichtige Risikofaktoren für diese Folgeerkrankungen wie den Langzeitblutzuckerwert (HbA1c), Blutfette und den Blutdruck zu verbessern. Gut – aber bringt das tatsächlich auch auf lange Sicht etwas? Ja, und zwar sehr viel, wie eine gerade im renommierten Fachjournal Diabetologia veröffentlichte Untersuchung zeigt.
Jean Strelitz und Kollegen begleiteten in der ADDITION Cambridge-Studie über 700 Personen, bei denen von ihrem praktischen Arzt bei einer Vorsorgeuntersuchung ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert worden war, von der Diagnose weg über rund zehn Jahre. Jene Menschen mit Typ-2-Diabetes, bei denen das Körpergewicht im ersten Jahr nach der Diagnosestellung um fünf Prozent oder mehr abnahm, hatten zehn Jahre später ein um 48 Prozent geringeres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Komplikation (Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputation oder Gefäßoperationen an Herz oder den Beinen) zu erleiden. Bei Menschen ab dem 65. Lebensjahr war die Senkung des Risikos sogar noch größer, nämlich 61 Prozent.
In der etwas früher veröffentlichten Look AHEAD-Studie wurde das Herz-Kreislauf-Risiko bei Personen mit Typ-2-Diabetes durch eine Gewichtsreduktion von mehr als zehn Prozent des Ausgangsgewichts nur um 21 Prozent gesenkt. Der Unterschied: In der Look AHEAD-Studie hatten die Betroffenen vor Beginn der Gewichtsabnahme bereits sieben Jahre lang an Diabetes. „Eine Gewichtsabnahme in der frühen Phase des Diabetes hat anscheinend längerfristig günstige Effekte auf das Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen“, schreiben Strelitz und Kollegen in ihrer Arbeit.
Offen bleibt allerdings das Thema Bewegung und Sport in dieser Arbeit, da dazu keine Daten erhoben wurden. Es könnte natürlich auch sein, dass sich das Gewicht nur auf Basis vermehrter körperlicher Aktivität reduziert hat oder Menschen, die Gewicht abgenommen haben, sich dann vermehrt bewegt haben.
Schlussfolgerung: Eine mäßige Gewichtsreduktion von mindestens fünf Prozent des Ausgangsgewichts (also beispielsweise 5 kg bei einer 100 kg schweren Person) als Folge einer gesünderen Lebensweise ist mit einer dramatischen Senkung von Komplikationen im Herz-Kreislauf-System vergesellschaftet.
Bericht: Dr. med. Christian Tatschl
Quelle: Strelitz J et al. Moderate weight change following diabetes diagnosis and 10 year incidence of cardiovascular disease and mortality. Diabetologia. 2019;62:1391-1402
Look AHEAD Research Group. Cardiovascular effects of intensive lifestyle intervention in type 2 diabetes. N Engl J Med. 2013; 369:145-5
Kommentar Univ.-Prof. Dr. med. Thomas C. Wascher
„Gewichtsabnahme funktioniert am besten durch eine Kombination von vermehrter körperlicher Aktivität und optimierter Ernährung. Diese Studie zeigt sehr überzeugend wie wichtig – vor allem am Beginn einer Diabeteserkrankung – die Lebensstiloptimierung ist und wie jeder Betroffene sein persönliches Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen minimieren kann.“